Um 1930 hat man entdeckt, dass einige babylonische Keilschrifttexte Rechnungen enthielten, wie sie beim Lösen quadratischer Gleichungen auftreten. Weil die Bedeutung der Terminologie im wesentlichen von den im Text enthaltenen Zahlen abgeleitet werden musste, hat dies dazu geführt, dass diese Texte als numerische Algebra interpretiert wurden. Diese Interpretation wurde erst angezweifelt, als der Autor des vorliegenden Buchs um 1982 entdeckte, dass sie mit der globalen Struktur der Terminologie inkompatibel ist. Es stellte sich heraus, dass zwei verschiedene und nicht synonyme Operationen beide als Addition aufgefasst wurden; entsprechend wurden zwei subtraktive Operationen vermengt, und vier verschiedene Operationen wurden allesamt als ein und dieselbe Multiplikation aufgefasst. Stattdessen verweist die Struktur auf eine Technik, die auf der Geometrie von Quadraten und Rechtecken mit messbaren Seiten und Flächen aufbaut. Das vorliegende Buch analysiert verschiedene Texte in konformaler Übersetzung, also in einer Übersetzung, in welcher derselbe babylonische Ausdruck immer mit demselben Wort übersetzt wird und, was noch wichtiger ist, in welcher verschiedene Ausdrücke auch auf unterschiedliche Arten übersetzt sind. Philologische Details, die nur solchen Lesern nutzen, welche mit der Assyriologie vertraut sind,werden vermieden; allerdings werden diesen solche Informationen in einem eigenen Anhang zur Verfügung gestelt. Alle vorgestellten Texte stammen aus der zweiten Hälfte der altbabylonischen Periode, also von 1800 bis 1600 v.Chr. Gerade in dieser Periode erreichte die Algebra im Besonderen und die babylonische Mathematik im Allgemeinen ihren Höhepunkt. Selbst wenn einige jüngere Texte Ähnlichkeiten mit denen aus der altbabylonischen Zeit aufweisen, sind sie doch nur Überbleibsel. Außer der Analyse von Texten liefert das Buch eine allgemeine Charakterisierung der auftretenden Mathematik und stellt es in den Kontext der altbabylonischen Schreiberschule und deren besonderen Kultur. Endlich beschreibt das Buch den Ursprung der Disziplin und deren Wirkung auf die spätere Mathematik, nicht zuletzt die euklidische Geometrie und die echte Algebra, die im mittelalterlichen Islam erschaffen wurde und von der europäischen mittelalterlichen und Renaissance-Mathematik übernommen wurde.
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A
Abakus
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Änderung
Akkadisch
Umgangssprache
1
akkadische Methode
Al-Khwārizmī
Algebra
Algebra, arabische
Algebra, babylonische
- 1
Entdeckung
1Erbe
1Interpretation
1Koeffizienten
1Mängel der arithmetischen Interpretation
1Prinzipien der Interpretation
1Schulfach
1Ursprung
1Variation der Koeffizienten
1 2Verschwinden
1Wiederaufleben
1arithmetische Interpretation
1 2didaktische Funktion
1fehlerhafte Argumente
1kulturelle Funktion
1praxisferne Probleme
1
Algebra, griechische
altbabylonische Epoche
analytische Methode
anhäufen
Anwender der Mathematik
AO 8862
Aufgaben
rückwärts konstruiert
1
Ausgrabungsproblem
ausreißen
G
S
sar
Schekel
Schilfrohr, abgebrochenes
Schilfrohr, metrologische Einheit
Schreiber
Schreiberschule
Schritte von
Schuldimensionen von Figuren
setzen
Sexagesimalsystem
sich gegenüber stehen
sìla
Stadtstaaten
Standardeinheit
Staub-Abakus
Stellenwertsystem
Stolz, professioneller, der Schreiber
Str. 368
Sumerisch
Summe, Begriff
Synonyme
T
Information
ISBN
978-3-945561-60-7
DOI
10.34663/9783945561607-00
Publication Date
June 16, 2021
Print on Demand
Price
12.99 €
Suggested Citation
Jens Høyrup (2021). Algebra in Keilschrift: Einführung in eine altbabylonische geometrische Technik. Berlin: Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften.
Submitted by
Robert K. Englund†
Translated by
Franz Lemmermeyer und Schülerinnen des Gymnasiums St. Getrudis in Ellwangen