I Institutionen

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10.34663/9783945561126-10

Citation

Hüntelmann, Axel C. (2016). I Institutionen. In: Wissen Macht Geschlecht: Ein ABC der transnationalen Zeitgeschichte. Berlin: Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften.

Unter dem Stichwort „Institution“ vermerkt das Historische Wörterbuch der Philosophie (HWP), dass die umgangssprachliche Verwendung des Begriffes „Institution“ von einer „kaum präzisierbaren Allgemeinheit“ (Eisler 1976, Sp. 418) sei. Mit einer Institution verbinden die meisten Menschen eine Vorstellung – und meist eine negative, wie etwa die einer „verknöcherten Institution“. Das „Unbehagen an den Institutionen“ (Gimmler 1996, 1) beruht auf individuellen Erfahrungen mit Bürokratie und Verwaltung, Assoziationen von hierarchischer Ordnung und organisatorischen Ablaufprozessen. Und als „totale Institution“ oder als Institutions of Confinement, um Termini oder Buchtitel von Erving Goffman oder Norbert Finzsch und Robert Jütte zu zitieren, als Einrichtungen, in denen von der Gesellschaft ausgeschlossene, hilfsbedürftige oder stigmatisierte Menschen interniert und einer institutionellen Macht wehrlos ausgeliefert sind, genießt die Institution einen denkbar schlechten Ruf. Die Vorstellung von Institutionen ist meist gebunden an konkrete Erfahrungen oder eine bestimmte, real existierende gesellschaftliche Einrichtung: eine Behörde, eine Anstalt oder eben der verkürzten Form der Institution, dem Institut.

Der Begriff „Institution“ wird in der Rechtstheorie, Philosophie, Institutionenökonomie und vor allem in den Sozialwissenschaften verwendet. Vor allem in der Soziologie bemühte man sich um eine begriffliche Klärung. Institution und Institut haben den gleichen Wortstamm: So wird „Institut“ aus dem lateinischen Verb „instituere“, was „einrichten“ oder „errichten“ (aber auch „ordnen“) bedeutet, und Institution aus dem Nomen „institutio“ abgeleitet, was mit „Einrichtung“ übersetzt wird. In enger Verbindung mit der „Institution“ steht auch der Begriff „Organisation“, der gleichfalls aus dem lateinischen entlehnt „einrichten“, „gestalten“ oder „planmäßig ordnen“ bedeutet. Der Sinngehalt der Begriffe überlappt sich daher und in der Alltagssprache werden „Organisation“ und „Institution“ bisweilen auch synonym verwendet, wie Mateusz Stachura konstatiert (2014, 200). Doch in der (soziologischen) Fachsprache gibt es, Stachura zufolge, eine klare Trennlinie: „Während unter Organisationen kollektive Akteure samt ihrer materiellen Ausstattung verstanden werden, beziehen sich Institutionen ausschließlich auf mehr oder weniger formalisierte Handlungsregeln, die gegebenenfalls zu Bestandteilen einer organisierten Handlungsstruktur werden können“.

Jenseits etymologischer Ableitung ist der Begriff „Institution“ in seiner vielfältigen Verwendung nur schwer zu definieren und soll hier in zweierlei Hinsicht differenziert werden: In Anlehnung an die Bedeutung des Begriffes „Institut“ kann man unter „Institutionen“ rechtlich verfasste gesellschaftliche Einrichtungen mit geregelten Arbeitsabläufen und funktionaler Arbeitsteilung verstehen, wie Behörden und Gerichte, wirtschaftliche, gesellschaftliche oder kulturelle Organisationen, Universitäten oder wissenschaftliche Forschungseinrichtungen, die mit einer eigenen Rechtspersönlichkeit ausgestattet sind und die sich in Gebäuden manifestieren.

Zum anderen wird unter Institution eine Einrichtung mit normativer Bedeutung verstanden. Institutionen in diesem grundlegenden Sinne wären dann „jegliche Form bewusst gestalteter oder ungeplant entstandener stabiler, dauerhafter Muster menschl. Beziehungen, die in einer Gesellschaft erzwungen oder durch die allseits als legitim geltenden Ordnungsvorstellungen getragen und tatsächlich ‚gelebt’ werden“ (Hillmann 2007, 381). In den Sozialwissenschaften wird der Begriff verwendet, um gesellschaftliche Entitäten zu beschreiben: So werden beispielsweise die Familie, das Eigentum, der Staat, die Nation, die Kirche oder ganz allgemein Gesellschaften und Gemeinschaften als Institutionen aufgefasst. Die entsprechenden Nachschlagewerke unterscheiden in den Sozialwissenschaften vor allem die Verwendung des Begriffs in der funktionalistischen Kulturtheorie Bronislaw Malinowskis, der Institutionen als „soziale Einheiten“ definiert, in denen die Befriedigung sozialer Bedürfnisse gruppenhaft (klassifiziert nach Funktionen) organisiert werden; ferner in der anthropologischen Theorie Arnold Gehlens, in der Institutionen beim Menschen Ersatzfunktionen für dessen reduzierten Instinkte übernehmen (HWP Bd. 4, Sp. 420–423). Nach Gehlen haben Institutionen eine fundamentale Bedeutung für das menschliche Handeln. Weiterhin wurde der Begriff „Institution“ von Émile Durkheim und Max Weber geprägt. Weber hat den Begriff „Institution“ nicht explizit in seinen Werken diskutiert, allerdings findet der Begriff „institutionell“ Erwähnung. Als institutionelle Wendung wird der Prozess der Versachlichung der ursprünglich an das Charisma einer Person gebundenen Herrschaft beschrieben, wenn sich die personell gebundene Herrschaft über Institutionen verstetigt (vgl. Lepsius 1990; Gimmler 1996). Mit Durkheim wiederum lässt sich der Bogen von Institutionen als abstrakte soziale Phänomene hin zu Institutionen als real exisitierende Einrichtung insoweit schlagen, als dass Durkheim soziale Phänomene wie physische Dinge erachtet und solchermaßen verdinglichte soziale Phänomene als Institutionen bezeichnet hat (HWP Bd. 4, Sp. 421 f.).

Unabhängig davon, ob man Institutionen nun als vage gesellschaftliche Entitäten, Gemeinschaften oder Verbände auffasst oder im engeren Sinne als konkrete gesellschaftliche Einrichtungen – die zitierten Nachschlagewerke betonen die Regelmäßigkeit und Regelhaftigkeit von und in Institutionen: So bezeichnet Oswald Schwemmer (EP Bd. 2, S. 1110) als Institution, wenn sich etwas „regelmäßig in einer Gesellschaft etabliert hat“. Douglass C. North definiert Institutionen schlicht als „Spielregeln einer Gesellschaft“ (North 1992 [1990], 3). Und der Brockhaus des medialen Zeitalters, Wikipedia, beschreibt Institutionen als ein soziale Ordnung generierendes Regelsystem, „das soziales Verhalten und Handeln von Individuen, Gruppen und Gemeinschaften in einer Weise formt, stabilisiert und lenkt“.

Ein Zusammenhang zwischen dem abstrakten Begriff der Institution als soziales Phänomen einerseits und der Institution als reale Einrichtung andererseits lässt sich auch über den Prozess der Institutionalisierung herstellen, den Hillmann (2007, 382) als Prozess der Verfestigung regelmäßig wiederkehrenden Verhaltens definiert. Diese Verfestigung kann über bestimmte Handlungsziele und konkrete Verhaltensweisen erfolgen bis hin zur Manifestierung in einer Einrichtung oder „die gesellschaftliche Fixierung zu einer Organisation“, die wiederum „über ihre Tradition zu einer anerkannten oder maßstäblichen Referenzgröße“ werden kann (Enzyklopädie Philosophie [EP], Bd. 2, S. 1110).

Legt man eine erweiterte Verwendung des Begriffs „Institution“ im Sinne einer gesellschaftlichen Einheit mit übergeordneter Bedeutung zugrunde, so sind alle Autor_innen dieses Bandes und ist nicht zuletzt Carola Sachse selbst Bestandteil dieser gesellschaftlichen Einheit „Wissenschaft“ mit ihren normativen Regeln. Seit der so genannten wissenschaftlichen Revolution hatten Wissenschaft beziehungsweise die Wissenschaft betreibenden Akteure objektiv und allein der als gegeben erachteten (natur-)wissenschaftlichen Wahrheit verpflichtet zu sein. Die erzielten wissenschaftlichen Experimente sollten unabhängig von Zeit, Raum und der ausführenden Person die gleichen Ergebnisse erzielen und somit allgemeingültige, naturgegebene Gesetze belegen. Gesellschaftliche, kulturelle, politische oder finanzielle Einflüsse auf die Experimente galten (und gelten) als störende Faktoren, die die Ergebnisse der Versuche negativ beeinflussen, womöglich verfälschen oder von vorneherein Wissenschaft korrumpieren. Die Subjektivität des Wissenschaftlers oder die die „eigentliche“ Wissenschaft ermöglichenden Bedingungen, etablierenden und stabilisierenden (Infra-)Strukturen wurden in den Darstellungen der wissenschaftlichen Leistungen herausgefiltert, herausgedacht und unsichtbar. Diese „Verdrängung“ hat sich in der Forschung zur Geschichte der Wissenschaften lange Zeit tradiert und fortgesetzt. Erst seit den 1970er Jahren gibt es zahlreiche (wissenschafts-)historische Projekte, die den Zusammenhang und die wechselseitige Beeinflussung von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik untersucht haben; oder Arbeiten zu wissenschaftlichen Netzwerken, die Wissenschaft in ein Geflecht von sozialen, kulturellen, politischen und ökonomischen Beziehungen eingebettet haben; oder Arbeiten zu technischen Assistenten und Hilfsarbeitern in den Wissenschaften und schließlich zu Genderaspekten und der Rolle von Frauen in der wissenschaftlichen Forschung. In diesem Forschungskontext könnte man auch Carola Sachses Arbeiten zur betrieblichen Sozialpolitik und zum „Hausarbeitstag“ im Kontext der Herausbildung der Institution „Wohlfahrtsstaat“ situieren und in Anlehnung an Kathleen Thelen (2004) querlesen, die zur Ausbildung von Facharbeitern in verschiedenen Staaten gearbeitet hat. Ähnlich wie Thelen, die im Kontext der Neuen Institutionenökonomie zeigt, wie sich die Fachausbildung in Deutschland, Nordamerika, Großbritannien und Japan in der sich gleichfalls wandelnden kapitalistischen Wirtschaftsordnung völlig anders institutionell entwickelt hat, zeigt Carola Sachse, wie der im Nationalsozialismus eingeführte „Hausarbeitstag“ in den beiden deutschen Staaten, in konkurrierenden wirtschaftlichen und politischen Systemen fortgesetzt und im Ergebnis stabilisiert und institutionell verankert wurde. Sachse beschreibt, wie trotz teilweise konträrer Vorstellungen der Akteure von sozialer (und Geschlechter-) Gerechtigkeit und gegensätzlicher Argumentation die Spielregeln, die zur Gewährung eines Haushaltstages berechtigten, ausgehandelt und um die Hoheit dieser Spielregeln gerichtlich gestritten wurde.

Es gibt jedoch noch weitere Schnittstellen von Carola Sachse und Institutionen: Sie war entscheidend an der historischen Erforschung von konkreten wissenschaftlichen Institutionen beteiligt. In jenem Jahr, als sie Leiterin des Forschungsprogramms der Max-Planck-Gesellschaft „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“ wurde, veröffentlichte Rüdiger vom Bruch (2000) einen Aufsatz, in dem er die Möglichkeit einer institutionengeschichtlichen Perspektive auslotet. In dem Artikel wird der Begriff „Institution“ jedoch nicht weiter reflektiert oder explizit definiert, sondern als selbstverständlich vorausgesetzt: also Institution im engeren Sinne als rechtlich verfasste gesellschaftliche Einrichtung. Vom Bruch plädiert für eine historisch sozio-kulturelle Einbettung von Institutionen und deren Einfluss auf die Formation wissenschaftlicher Prozesse und er zitiert einige Studien, die seit den 1970er Jahren entstanden waren und wissenschaftliche Institutionen des 19. und 20. Jahrhunderts untersucht hatten. Unklar bleibt indes, warum der Typus „Institution“ und das „Institut“ Ende des 18. Jahrhunderts aufkam und der Begriff erstmals in zeitgenössischen Lexika verzeichnet wurde: „Wissenschaft“ wurde zur oben beschriebenen normativ wirksamen „Institution“, während sich parallel zu dieser Entwicklung der Begriff „Institution“ herausbildete und die wissenschaftliche Institution, das Institut, als „moderne“ Forschungseinrichtung entstand.

Ebenso ist bemerkenswert, dass vom Bruch zwar die zunehmende Anzahl von Arbeiten zur Geschichte wissenschaftlicher Institutionen beschreibt, doch das Einsetzen dieser Konjunktur, die ihren Höhepunkt erst noch mit den groß angelegten Forschungsprojekten wie denen zur Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus oder zur Deutschen Forschungsgemeinschaft in der 2000er Jahren erreichen sollte, nicht weiter diskutiert. Freilich gab es auch vor 1970 historische Abhandlungen zur Geschichte von Institutionen in Form von Festschriften, doch das zunehmende Interesse an der Geschichte gesellschaftlicher (und wissenschaftlicher) Einrichtungen resultierte aus den Fragen, wie Institutionen die nationalsozialistische Herrschaft ermöglicht oder befördert hatten und wie die nationalsozialistische Herrschaft mittels Institutionen durchgesetzt, wie durch Institutionen regiert wurde. Spätestens seitdem war „Institution“ ein negativ besetzter Begriff, der meist mit Machtausübung und Unterdrückung gleichgesetzt wurde. Während sich die auf die Institutionen fokussierte Perspektive in den folgenden Jahrzehnten veränderte und Fragen zu Entstehungsbedingungen von Wissen in Institutionen erörtert wurden, nahm zugleich das Interesse an Institutionen als Untersuchungsgegenstand ab: Der Blick richtet sich nun auf wissenschaftliche Netzwerke, Objekte und epistemische Praktiken.

An der Entstehung institutionengeschichtlicher Studien hatte Carola Sachse nicht nur als langjährige Leiterin des Forschungsprogramms der Max-Planck-Gesellschaft zur Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus maßgeblich Anteil, sondern sie hat darüber hinaus ihre Erfahrungen im Beirat verschiedener Projekte, wie beispielsweise denen zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder des Robert-Koch-Instituts während der Zeit des Nationalsozialismus, eingebracht. Geschlechter- und Machtverhältnisse lassen sich besonders gut in Institutionen (im engeren Sinne), und mit Bezug auf Carola Sachses Forschungsfeld, in wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Institutionen, untersuchen und das Spannungsverhältnis von Wissen, Macht und Geschlecht ausloten. Vor allem die Untersuchung von Institutionen als rechtlich verfasste reale Einrichtungen ermöglicht es, Fragen nach dem Innenleben und dem Funktionieren von Gruppen und Organisationen zu stellen. Wie funktionieren diese das Leben der Einzelnen bestimmenden Einrichtungen? Wie ist das Leben der und in den Institutionen organisiert? Wie sind Prozesse und Abläufe in Institutionen geregelt? Nach welchen Kriterien werden Entscheidungen getroffen? Nach welchen Kriterien wird Wissen als wissenswert und Überlieferungswert erachtet? Welches Wissen wird als förderungswert und -würdig erachtet? Gerade wissenschaftliche Institutionen bieten sich als Untersuchungsobjekte an. Mary Douglas gab 1986 in Wie Institutionen denken Anregungen dazu, wie man in Anlehnung an Émile Durkheim und Ludwik Fleck die in den Institutionen tätigen Akteure als Kollektive beziehungsweise als Denkkollektive auffassen kann. In ihrer Publikation, in denen sie kollektives Verhalten erklärt, definiert Douglas Institutionen als Konventionen, die sich stabilisieren und in legitime soziale Institutionen verwandeln können, letztlich als manifeste Formen dieser Konventionen und Regelungen. In ihren Forschungen zur Geschichte wissenschaftlicher Institutionen im Nationalsozialismus hat Carola Sachse auch gezeigt, welche disziplinierende Macht durch Institutionen ausgeübt wird und wie Institutionen Macht über Leben und Tod entfalten können.

Im Anschluss an die wissenschaftshistorischen Arbeiten der letzten Jahre gilt es, den Blick auf Wissenschaft und Forschung ermöglichende Strukturen zu lenken. Diese Perspektive muss den Fokus einerseits auf die Strukturen richten und andererseits auf die Organisation im Sinne einer planmäßigen Einrichtung, Ordnung und Regelung von Abläufen und Prozessen innerhalb institutioneller Strukturen, um das Leben von Institution (im konkreteren Sinne als Institut) analysieren und beschreiben zu können: Wie formieren sich Denkkollektive zu Institutionen? Inwieweit bieten und ermöglichen und inwieweit begrenzen Institutionen Handlungsspielräume? Wie werden Routinen implementiert (und inwieweit manifestiert sich über Routinen eine Institution)? Inwieweit haben Institutionen durch Routinisierung und Standardisierung von Ablaufprozessen kognitive Entlastungsfunktion? Während man mittels Institutionen normative Strukturen und Regelsysteme von Einrichtungen analysieren kann, würde die Organisation die dieser Einrichtung innewohnenden Abläufe und Prozesse beschreiben.

Schließlich hat Carla Sachse in unterschiedlichen wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Institutionen gearbeitet und diese geprägt, sich mit Machtstrukturen auseinandergesetzt und für Geschlechter-Gerechtigkeit eingesetzt – sie war Bestandteil dieser Institutionen. Dabei hat sie erlebt und erfahren, dass die Ablaufprozesse innerhalb der verschiedenen Institutionen völlig unterschiedlich waren und eigenen gesellschaftlich bedingten und geschichtlich geprägten Logiken unterlagen: Wie organisiert man in der Verwaltung des Berliner Senats erfolgreich Frauenforschung und wie gelingt es, politische Projekte zur Förderung der Frauenforschung und von Forscherinnen durch die bürokratischen Prozesse zu lotsen? Wie wird ein Forschungsprogramm wie die Präsidentenkommission zur Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus erfolgreich geführt, fortgesetzt und ausgeweitet? Die Unterschiede in den jeweiligen Institutionen werden auch an dem völlig unterschiedlichen Kommunikationsaufwand deutlich, der betrieben werden musste, um zwischen Politik und Bürokratie, Wissenschaftler_innen, Studierenden und Öffentlichkeit zu vermitteln. Wie Entscheidungen über Forschungsvorhaben, die Finanzierung von Mitarbeitern und Gastwissenschaftlern getroffen und legitimiert werden, hat Carola Sachse nicht nur historisch erforscht, sondern in Institutionen praktisch erlebt. Hierbei waren, um ein Anliegen Robert Seyferts stark zu machen (2011), Institutionen nicht nur disziplinierend, kontrollierend und begrenzend, sondern dienten ihr auch zur Schaffung von Perspektiven und „der Ausweitung und Integration begrenzter Gruppenzusammenhänge“.

Literatur

Bruch, Rüdiger vom (2000). Vom Nutzen und Nachteil institutionengeschichtlicher Perspektiven. Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 23:37–49.

Douglas, Mary (1991 [1986]). Wie Institutionen denken. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Eisler, Rudolf (1976). Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 04: Historisches Wörterbuch der Philosophie: I - K. Basel: Schwabe.

Gimmler, Antje (1996). Institution und Individuum. Die implizite Institutionentheorie von Max Weber und Jürgen Habermas. Diss. Universität Bamberg.

Hillmann, Karl-Heinz (2007). Wörterbuch der Soziologie. 5. Aufl. Stuttgart: Alfred Kröner.

North, Douglass C. (1992 [1990]). Institutionen, institutioneller Wandel und Wirtschaftsleistung. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck).

Seyfert, Robert (2011). Das Leben der Institutionen. Zu einer allgemeinen Theorie der Institutionalisierung. Göttingen: Velbrück Wissenschaft.

Stachura, Mateusz (2014). Institution. In: Wörterbuch der Soziologie. Hrsg. von Günter Endruweit u. a. 3. Aufl. Konstanz: UVK.

Thelen, Kathleen (2004). How Institutions Evolve. The Political Economy of Skills in Germany, Britain, the United States, and Japan. Cambridge: Cambridge University Press.